Der Betrieb von Bergbahnen ohne oder mit reduziertem Betriebspersonal ist eine junge und innovative Entwicklung, die in der Schweiz stärker als in anderen Ländern vorangetrieben wird. Dazu braucht es allerdings auch regulatorische Anpassungen. So wurde die bestehende technische Richtlinie «Fahrgastbetrieb von Seilbahnanlagen ohne Betriebspersonal» um den Anwendungsfall «Teilautomatisierung» bzw. «Fahrgastbetrieb mit teilweise reduziertem Betriebspersonal» erweitert. Die aktualisierte Bezeichnung lautet nun «Fahrgastbetrieb von Seilbahnanlagen mit teilweise reduziertem oder ohne Betriebspersonal».
Der Personalbedarf für Seilbahnen ist hoch, insbesondere bei Anlagen mit Zubringerfunktion – aufgrund der langen täglichen Betriebszeit. Die heutigen technischen Möglichkeiten und die fortschreitende Digitalisierung erlauben Optimierungen im Bereich der Überwachung von Seilbahnanlagen und -stationen bei gleichzeitiger Einsparung von Personal. Diese bildet die Chance, Ressourcen für andere Aufgaben oder die Entwicklung neuer Tätigkeitsfelder zu nutzen. Selbstredend darf die Reduktion des Personals nicht zu Lasten der Sicherheit geschehen. Daher müssen entsprechende Ersatzmassnahmen vorgesehen werden.
In den letzten zwei Jahren zeigte sich, dass die Teilautomatisierung oder der Fahrgastbetrieb mit unbesetzten Stationen funktioniert. Dieser Anwendungsfall wird jedoch in der bestehenden Richtlinie nicht behandelt. Deswegen beschloss das Management Board (bestehend aus Vertretern von IARM, BAV, IKSS und SBS), die Richtlinie entsprechend zu ergänzen. Dafür wurde die Arbeitsgruppe der bisherigen Richtlinie reaktiviert und erweitert. Neben BAV, IKSS, IARM und SBS waren auch Seilbahnunternehmen in dieser Arbeitsgruppe vertreten.
Praxisbeispiel: Seilbahnstation ohne Personal, Bergbahnen Hohsaas AG
Ein konkretes Beispiel für die Teilautomatisierung ist das Projekt der Bergbahnen Hohsaas in Saas-Grund im Wallis. Die Station wird hier dank SyBaB® ohne permanente Mitarbeiteranwesenheit durch die Bergbahnen Hohsaas AG betrieben. SyBaB® umfasst ein elektronisches Überwachungssystem, ein Gästedetektions- und Informationssystem sowie ein abgesichertes Einsteigekonzept. Dieses innovative System wurde erstmals Ende 2020 in eine bestehende Bahn integriert. Zur Sicherstellung eines reibungslosen Betriebs überwacht ein Tele-Bahnoperator (im Kommandoraum der Talstation) die Bergstation.
Das SyBaB®-System reguliert den Personenfluss auf dem Perron, was nicht nur das Unfallrisiko minimiert, sondern auch den Komfort und den verfügbaren Platz für den Einstieg der Gäste verbessert. Die Flexibilität des Systems ermöglicht die Anpassung an bestehende Gondelbahnen und erlaubt eine massgeschneiderte Integration in die jeweiligen Rahmenbedingungen.
Was wurde bei der technischen Richtlinie ergänzt?
Die Aktualisierung der Richtlinie beinhaltet neben redaktionellen Verbesserungen vor allem die Ergänzung der Betriebsart mit teilweise reduziertem Betriebspersonal. Die Gefährdungen/Massnahmen-Tabellen im Anhang wurden um die Spalte „Mögliche Massnahmen in der/den unbesetzten Station(en) beim Fahrgastbetrieb mit reduziertem Betriebspersonal“ erweitert. Hinweis: Beachten Sie bitte, dass Sesselbahnen in dieser Richtlinie (noch) nicht behandelt werden.
Bei Fragen steht Elias Zimmerli, Projektleiter Technik bei SBS, für weitere Informationen zur Verfügung.
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Fahrgastbetrieb ohne Betriebspersonal Technische Richtlinie SBS 2023