Für Patrouilleure wird es auch im Sommer nicht langweilig, denn auch beim Wandern, Mountainbiking oder Trottinettfahren gibt es immer wieder Unfälle und Verletzungen, um die sie sich kümmern müssen. Um für diese Fälle gewappnet zu sein, bietet SBS die Weiterbildung «Zentralkurs A – Sommer» an. Philipp Ramseyer leitet seit diesem Jahr den Kurs und erläutert im Interview, welche Inhalte die Teilnehmer erwarten.
SBS: Philipp Ramseyer, Sie sind der neue Leiter des «Zentralkurs A – Sommer», welche Qualifikationen bringen Sie für diese Position mit?
Philipp Ramseyer: Ursprünglich habe ich als gebürtiger Appenzeller eine Lehre zum Zimmermann absolviert, doch dann hat es mich mit meiner Familie in den Kanton Graubünden gezogen. Seit 2015 arbeite ich nun bei den Lenzerheide Bergbahnen. Im November 2015 habe ich den Zentralkurs A für Pisten- und Rettungsdienst im Winter absolviert und im darauffolgenden Jahr den Zentralkurs B sowie den Lawinensprengkurs. 2019 ging meine Weiterbildung mit dem Zentralkurs C und der anschliessenden Berufsprüfung weiter. Seit November 2019 bin ich Klassenlehrer für den Zentralkurs A (Winter). Die Leitung des Zentralkurses A – Sommer habe ich dieses Jahr von Andreas Heim übernommen.
Was muss jemand mitbringen, der am Zentralkurs A – Sommer teilnehmen will?
Zuerst einmal muss ein/e Teilnehmende/r volljährig sein, also das 18. Lebensjahr vollendet haben. Dann sollte sie oder er eine medizinische Vorbildung mitbringen, wenn sie oder er noch keine Weiterbildung zum Patrouilleur hat. Dies bedeutet, dass jemand den Ersthelfer Kurs Stufe 1 IVR (IVR = Interverband für Rettungswesen) besucht haben muss und ein Zertifikat besitzt, welches nicht älter als 2 Jahre ist, oder den Nothelferkurs und den Kurs BLS-AED-SRC (BSL=Basic Life Support, AED = Automatisierter Externer Defibrilator, SRC = Ausbildung, die vom Swiss Resuscitation Council© zertifiziert ist) komplett besucht haben. Ebenfalls darf diese Zertifizierung nicht älter als 2 Jahre her sein. Wir akzeptieren aber auch eine mindestens gleichwertige Ausbildung im Umfang von 14 Stunden, welche in den letzten 2 Jahren absolviert wurde. Wer unsicher ist, ob er diese Bedingungen erfüllt, kann sich beim Sekretariat des SBS Ausbildungszentrums melden.
Was erwartet die Teilnehmenden im Kurs und wie läuft er ab?
Der Kurs findet während vier Tagen im Ausbildungszentrum von Seilbahnen Schweiz in Meiringen statt. In den ersten zwei Tagen liegt der Fokus auf der Medizin und der Behandlung von Patienten in der Theorie und Praxis. Die Teilnehmenden werden in Kleingruppen an verschiedenen Rettungsmitteln ausgebildet. Die theoretischen Lektionen werden von einer Rega Ärztin durchgeführt. Der dritte Tag steht im Zeichen der Verkehrssicherungspflicht Sommer, der Zusammenarbeit mit der Rega, der Unfallaufnahme sowie Fallbeispielen im Gelände. In diversen Referaten werden verschiedene Sommeraktivitäten und Rettungskonzepte vorgestellt. Am vierten und letzten Tag findet die Abschlussprüfung statt.
Welche Prüfungen müssen absolviert werden und was beinhalten diese?
Die Abschlussprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil. In der schriftlichen Prüfung werden Themen wie Medizin, Verkehrssicherungspflicht Sommer sowie Unfallorganisation geprüft. In der praktischen Prüfung wird die Versorgung eines Patienten beurteilt. Inhaltlich wird also das geprüft, was während den drei Tagen zuvor im Kurs gelernt und geübt wurde.
Wie viele Sommerpatrouilleure wurden bis heute ausgebildet? Und bei welchen Inhalten hatten die Teilnehmenden aus Ihrer Sicht den grössten Lerneffekt?
Es wurden bis jetzt in 3 Kursen 36 Sommerpatrouilleure ausgebildet. Den Kurs besuchen jeweils zwischen 12 und 24 Teilnehmende, und mit dieser Klassengrösse können wir ideal auf Fragen eingehen.
Der grösste Lerneffekt findet sicher in der medizinischen Ausbildung statt. Wenn die Teilnehmenden das erste Mal ein Fallbeispiel im Gelände absolvieren müssen, sehe ich jeweils den grössten Aha-Effekt. Die Bergung eines Patienten mit dem Rettungsbrett funktioniert im Flachen problemlos, im steilen Gelände ist sie jedoch nicht immer so einfach umzusetzen. In der Realität ist halt nicht alles so einfach wie im Klassenzimmer.
Welchen Berufsleuten würden Sie empfehlen, einen solchen Kurs zu absolvieren? Und warum?
Den Kurs würde ich Personen empfehlen, die in einem Betrieb mit Sommeraktivitäten arbeiten, Freude und Interesse an Medizin und Rettung haben und sich einer neuen Herausforderung stellen möchten.
Würden Sie den Besuch des Kurses auch bereits ausgebildeten Winterpatrouilleuren empfehlen? Warum?
Ein ausgebildeter Winterpatrouilleur kann auch ohne diesen Kurs in einem Sommerrettungsdienst arbeiten. Möchte er sich jedoch weiterbilden, ist er auf alle Fälle herzlich willkommen. Ausgelernt hat man im Leben eigentlich nie.