Obwohl die Stockhornbahn vor 17 Jahren den Skibetrieb eingestellt hat, ist sie heute aufgrund verschiedener Umstellungen und einem angepassten Angebot besonders erfolgreich unterwegs. Stefan Schmid, Geschäftsführer der Stockhornbahn AG, gibt im Interview Auskunft über die Erfolgsfaktoren, die Umsetzung der Barrierefreiheit und neue Projekte.
Stefan Schmid: Es passte fast alles im Jahr 2022 und es war eine Summe von verschiedenen Faktoren: das Wetterglück, der Postcorona-Nachholbedarf der Gäste sowie unser Wintergeschäftsfeld mit den Aktivitäten Iglu, Schneeschuh- und Schlittschuhlaufen, welches sich immer besser entwickelt. Dazu kamen verschiedene Marketingmassnahmen, das Kostenmanagement und als wichtigster Punkt gerade auch in Bezug auf unser Image: die Freundlichkeit und die Dienstleistungsbereitschaft unseres Personals gegenüber den Gästen. Es war wirklich ein besonderes Jahr für uns, trotzdem wachsen «unsere» Bäume weiterhin nicht in den Himmel (lacht).
Als Aussichtsberg mit den vorhandenen Restaurants ging es relativ einfach und rasch. Verschiedene Sommerangebote wie das Bungee-Jumping aus der Bahn, das Fischen, die Trotti-Bike-Abfahrt, der Ausbau des Seerundweges für Rollstühle etc. entwickelten sich erfolgreich in den Folgejahren. Mehr zu schaffen, machte den damals Verantwortlichen das Unverständnis der regionalen Bevölkerung über die Einstellung des Skibetriebs.
Jede Destination hat ihre eigenen Besonderheiten. Ganzjährig funktionierende Angebote sind relativ schwierig umzusetzen. Es wäre anmassend, hier jemandem Empfehlungen abzugeben. Ein Eckpfeiler des Erfolges ist sicher die Bedürfnisse der Gäste zu kennen und die fortwährende Weiterentwicklung der Infrastruktur, der Organisation und vor allem des Marketings. Es werden oft hohe Summen in neue Gästeattraktionen investiert, aber die meisten potenziellen Besucherinnen und Besucher kennen diese auch Jahre später kaum.
Schon seit längerer Zeit engagiert sich die Stockhornbahn für behinderte Menschen. Unser Partner Cerebral hat die eine oder andere Einrichtung für Meschen mit eingeschränkter Mobilität teilfinanziert. Dies kommt uns nun bei der Umsetzung der BehiG-Anforderungen zugute. Die meisten Auflagen erfüllen wir schon seit Jahren, einige kleinere Anpassungen müssen wir noch vornehmen.
Wir wollten etwas anbieten, was es bis dahin noch nicht gab. Die Fahrt mit einem geländegängigen Rollstuhl um einen Bergsee auf 1600m ü.M. war etwas völlig Neues. Gerade auch, weil wir den geländegängigen Spezialrollstuhl «Mountain Drive» in Zusammenarbeit und mit der Unterstützung der Stiftung Celebral entwickelt haben. Die Publicity war entsprechend gross, leider wird das Angebot nur wenig genutzt.
Der «Rundwanderweg» No Limits um den Hinterstockensee ermöglich Menschen mit eingeschränkter Mobilität ein Bergerlebnis.
Im Jahr 2022 wurde unser Parkplatz saniert und umgebaut, im 2023/2024 verlegen wir eine Trinkwasserleitung ins Erdreich, denn bisher wurde das Wasser mit Kanistern von der Quelle bei der Mittelstation via Bahn transportiert. Dieses Jahr bestücken wir ein erstes Dach unserer Gebäude mit Solarzellen, weitere werden folgen. Der Baubeginn für das Gipfelhotel ist im Jahr 2025/2026 vorgesehen. Hier sind wir in der Planungs- und Bewilligungsphase. Zu einem späteren Zeitpunkt ist der Bahnersatz in der 2. Sektion geplant.
Zur aktuellen Thematik Fachkräftemangel: Wir benötigen während der Sommersaison deutlich mehr Personal als im Winter. Ev. gibt es Unternehmungen, welche an einem saisonalen Personalaustauch interessiert wären. Wir können in der nahen Umgebung Zimmer oder Wohnungen zur Verfügung stellen. Für die kommende Sommersaison suchen wir noch einen gelernten Koch bzw. eine gelernte Köchin.
Stefan Schmid ist seit 2019 Geschäftsführer der Stockhornbahn AG. Er ist gelernter Automechaniker und dipl. Maschinenbauer HF mit Nachdiplomstudium HF in Betriebswirtschaft. Sein Berufsweg führte ihn vom Maschinenbaukonstrukteur über das Projektmanagement in diverse Managementfunktionen im kommerziellen Bereich.