Der Winter 2022/2023 ist ohne Stromkontingentierung für die Seilbahnbranche über die Bühne gegangen. Was bedeutet das nun? Wie sieht es nächsten Winter aus? Die Strompreiserhöhung von durchschnittlich 30% ist Grund genug, sich den eigenen Energieverbrauch genauer anzuschauen.
Die Energiekrise hat viele Seilbahnbetreiber aufgerüttelt und gezwungen sich mit dem Thema Energie auseinander zu setzen. Bei den Herstellern SISAG und Frey Stans gingen entsprechend viele Anfragen zum Thema «Energie sparen» ein. Die SISAG beispielsweise beschäftigt sich bereits länger mit der Thematik und hat bereits im Jahr 2010 die ersten EcoMode SisEnergy Boxen in die Seilbahnsteuerungen eingebaut. Die Frey Stans entwickelte ein innovatives Energiespeichersystem ESFOR für Stand- und Luftseilbahnen.
Energieverbrauch optimieren und Kosten sparen
Das Managementsystem unterstützt Seilbahnbetriebe, einerseits Stromspitzen zu vermeiden und so Kosten zu optimieren, andererseits Energie zu speichern und auch zu sparen. Eine Implementierung von SisEnergy erfolgt in drei Schritten. Zunächst analysieren die Experten der SISAG gemeinsam mit dem Skigebiet den bisherigen Energieverbrauch. Denn viele Betreiber wissen gar nicht, wo sie wie viel elektrische Energie verbrauchen.
Im nächsten Schritt folgt ein Energie-Monitoring, um auch den Ist-Zustand des Stromverbrauchs in Echtzeit zu analysieren. Wo noch nicht vorhanden, werden Smart Meter, also Energiemessgeräte, an den Verbrauchern installiert und digital an das Cockpit SisControl angeschlossen. Damit sieht der Betreiber in Echtzeit seinen aktuellen Strombezug. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Datenquellen birgt grosses Potential, um Abhängigkeiten festzustellen.
Anschliessend können betriebliche und technische Optimierungen umgesetzt werden. Mit einem Lastmanagement werden die Spitzen reduziert oder mit einer bedarfsabhängigen Steuerung wird die Effizienz von Anlagen verbessert. Sämtliche Optimierungen sollen im Nachhinein auch ausgewertet werden können, um die Wirkung belegen zu können. Auch schon die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Energiemanagement kann einen grossen Teil beitragen.
Unterstützung bei der Eigenverbrauchsoptimierung
Mittlerweile erzeugen viele Seilbahnunternehmen selbst auch Strom. Das Energiespeichersystem ESFOR (Energy Storage System For Ropeways) von Frey Stans optimiert nicht nur den Eigenverbrauch, sondern auch die Rekuperation, die Räumung der Seilbahn bei Stromausfall und im Allgemeinen den Energie- und Leistungsbedarf bei Seilbahnen mit Pendelbetrieb.
Oftmals produziert eine Photovoltaik-Anlage volatile Energieform, aber nicht genau dann am meisten Strom, wenn er benötigt wird. Bei Seilbahnen besteht aber die schöne Voraussetzung, dass die Sonnenstunden und das Personenaufkommen meistens korrelieren. Dies gilt es möglichst optimal zu Nutzen. Da Seilbahnen mit Pendelbetrieb zum Ein- und Aussteigen in den Stationen stehen, kann zu diesem Zeitpunkt die von einer lokale erzeugten Energieanlage produzierte Energie gespeichert und später genutzt werden. Ebenso fallen bei diesen Seilbahnen in Abhängigkeit des Lastfalls und der Fahrzeugposition grosse Bremsleitungen an. Bis anhin wurde diese Energie, oft ohne Entschädigung, zurück ins Stromnetz abgegeben. Mit ESFOR bleibt die Energie im System und kann bei der nächsten Fahrt direkt wiederverwendet werden.
ESFOR besteht aus besonders sicheren und langlebigen Hochleistungsbatterien aus dem Hause ABB, welche sich in untenstehender Grafik innerhalb des roten Rahmens befinden. Die verschalteten Batteriemodule speisen mit Hilfe eines DC/DC-Wandlers direkt in den DC-Zwischenkreis des antriebsseitigen, wodurch eine sehr hohe Effizienz erreicht wird. Dieser Prozess findet im untenstehenden Schema zwischen dem rot und dem blau markierten Bereich statt. Das für die Ansteuerung notwendige Energiemanagementsystem ist direkt in die Seilbahnsteuerung integriert.
Der Energiespeicher dient als Energiequelle, um die Fahrzeuge bei Ausfall der Hauptenergieversorgung zurück in die Station zu fahren. Somit kann auf den Dieselmotor, welcher im Normalfall für die Räumung der Seilbahn benötigt wird, verzichtet werden.
Nicht zuletzt kann mit dem Energiespeicher die Leistungsaufnahme aus dem Netz gemindert und allfällige Peaks reduziert werden. Die benötigte Energie wird hierzu zu einem geeigneteren Zeitpunkt aus dem Netz bezogen oder stammt bestenfalls sogar von der eigenen Photovoltaik-Anlage, was den Leistungsbedarf aus dem Stromnetz abflacht und sich entsprechend positiv auf die Energiekosten der Seilbahnunternehmung auswirkt.