
Beim Umbau der Standseilbahn-Talstation im Winter 2022/23 wurden auch rund 40 Meter des Bahntrassees erneuert. Die dafür notwendige Grube hat die CabriO Stanserhorn-Bahn AG genutzt, um einen Ringgrabenkollektor zu installieren und fortan die Büros in der Talstation zu heizen oder zu kühlen. Dieser ist jedoch nur ein Teil in einem ganzheitlichen Umgang mit Erneuerbaren Energien und Effizienzmassnahmen.
Wer eine Grube gräbt…
Die Standseilbahn beim Stanserhorn feierte im Jahr 2023 ihr hundertdreissigjähriges Jubiläum. Da verwundert es nicht, dass die Talstation erweitert werden musste, um den heutigen Anforderungen mit einem hohen Gästeaufkommen und entsprechendem Platzbedarf für die Büroräumlichkeiten gerecht zu werden. Im Winter 2022 war es so weit: nicht nur der Anbau bei der Talstation wurde realisiert, sondern auch das Perron und rund 40 Meter Bahntrassee erneuert. Dabei gab es laut Peter Bircher, Geschäftsführer der CabriO Stanserhorn-Bahn AG, zwei wichtige Neuerungen: In der Station gibt es neu unter den Geleisen eine Grube für die Unterhaltsarbeiten, was die Sicherheit und den Komfort der Mitarbeitenden massiv erhöhte.
… kann damit erneuerbare Energie gewinnen
Ebenfalls wurde die für die Gleisrevision ausgehobene, rund zwei Meter tiefe Grube vor der Station für eine in der Schweiz noch wenig verbreitete Energielösung genutzt: Ein Ringgrabenkollektor. Ähnlich wie bei einer Erdsonden-Wärmepumpe wird dabei die Temperatur unter dem Boden im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen genutzt. Für die ringförmig verlegten Leitungen (vgl. Foto) reicht jedoch eine geringe Tiefe, sie brauchen vor allem eine grosse Fläche – ideale Voraussetzungen also, wenn der Boden sowieso für Bauarbeiten geöffnet werden muss.
Dies war allerdings kein Selbstläufer. Die Stanserhorn-Bahn suchte gemeinsam mit der Energieberatungsfirma «ee3», lokalen Experten und dem Elektrizitätswerk Nidwalden nach sinnvollen Energielösungen. Ringgrabenkollektoren sind in der Schweiz noch wenig verbreitet und es bestand eine gewisse Skepsis bei unterschiedlichen Partnern. Die Bahn sah jedoch die Vorteile: durch das bereits offengelegte Trassee würden sich die anfänglichen Investitionskosten im Rahmen halten. Eine tiefe Bohrung wie bei einer Erdsonden-Wärmepumpe ist bei einem Ringgrabenkollektor nicht nötig und im Gegensatz zu einer Luft-Wärmepumpe stellen tiefe Aussentemperaturen kein Problem dar.

Mut, etwas Neues zu probieren
«Etwas Pioniergeist der Beteiligten war erforderlich. Da die Technologie in Österreich bereits weit verbreitet ist, hielt sich das Risiko jedoch in Grenzen», erklärt Bircher. Daher entschied sich die Bahn für die Planung und Verlegung des Ringgrabenkollektors für die Zusammenarbeit mit einer erfahrenen österreichischen Firma.
Die Bauzeit für die Perron- und Trassee-Erneuerung im Winter 2022/2023 war mit rund vier Monaten zwar kurz, habe jedoch laut Bircher gereicht. Der Ringgrabenkollektor habe sich bereits im Sommer 2024 bewährt - und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Einstellungen ideal waren.
"Wenn die Fläche vorhanden ist, empfehle ich jedem Unternehmen, die Installation eines Ringgrabenkollektors zumindest zu prüfen." Peter Bircher, CEO CabriO Stanserhorn-Bahn AG
Energieeffiziente Talstation
Im September 2023 konnte dann auch der neue Verwaltungsbau ‘Remise’ der Talstation als erstes doppelzertifiziertes Plusenergie-Verwaltungsgebäude (Minergie-A & -P) im Kanton Nidwalden bezogen werden.
Die Talstation überzeugt als Gesamtkonzept: eine sehr gute Wärmedämmung zusammen mit einer massgeschneiderten Photovoltaiklösung integriert in verschiede Dachflächen, Abwärmenutzung von Büro & Technikraum kombiniert mit bester Energieeffizienz bei der Gebäudetechnik ermöglichte die Talstation in ein Plusenergie-Areal zu verwandeln. In der Jahresbilanz wird nun mehr Energie produziert als im gesamten Areal verbraucht.
Dreamteam Photovoltaikanlage und Batteriespeicher
Ergänzt wird die PV-Anlage durch einen Batteriespeicher. Die Solarbatterie wird tagsüber mit Solarstromüberschuss aufgeladen und nach Sonnenuntergang wird mit dem gespeicherten Solarstrom das gesamte Areal der Talstation weiter versorgt. Die Konzeption erlaubt damit das historische Stationsgebäude, öffentliche WC-Anlage sowie zwei Schrankenanlagen der Bahn mit eigenem Solarstrom zu versorgen. Der Batteriespeicher funktioniert gleichzeitig auch als Notstrom-Anlage für den Verwaltungsbau bei einer allfälligen Strommangellage.
Nach letzten Feinjustierungen konnte das gesamte Areal der Talstation am 9. März 2025 erstmals 100% energieautark Tag & Nacht mit Energie allein aus ‘Stanser-Sonne’ versorgt werden und dabei wurde sogar noch Strom ins Netz eingespeist. Dies ist für das Unternehmen auch wirtschaftlich interessant.
Um den ökologischen Fussabdruck mit Hilfe von Erneuerbarer Energie zusätzlich zu verringern, liefert seit Juli 2024 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Talstation der CabriO-Luftseilbahn Strom für deren Betrieb. Die Anlage deckt ca. 20-30% der Betriebsenergie ab, wenn die Bahn läuft (an einem durchschnittlichen Betriebstag während 8 Minuten alle 30 Minuten) und speist die restliche Zeit ins Netz ein. Der Sommerbetrieb der Bahn deckt sich dabei gut mit den sonnenreichen Tagen, an denen die PV-Anlage am meisten Strom liefert. Daneben wird auch Bremsenergie rekuperiert, was zusätzlich die Effizienz steigert.
Ökologie im Fokus
Bei der Stanserhorn-Bahn wird die Sonne nicht nur für PV-Strom, sondern dank einer Solarthermie-Anlage auf den Dächern der Bergstation und des Gipfelrestaurants auch zur Aufbereitung von Warmwasser genutzt. Apropos Wasser: Auf dem Stanserhorn wird Regenwasser eingefangen und genutzt: Das Wasser von den Restaurantdächern wird zu Trinkwasser aufbereitet, jenes von der Terrasse als Spülwasser genutzt. Dadurch kann die Wassermenge, die auf den Berg geführt werden muss (in Tanks mit der Bahn) reduziert werden. Dies dient nicht nur der Umwelt, sondern vermeidet auch Kosten.
Zukunftsmusik: Neubau auf dem Gipfel
Bis 2029 sollen das Restaurant und die gesamte Besuchsfläche bis zur Bergstation der Luftseilbahn auf dem Gipfel des Stanserhorns erneuert werden. Die Grundmauern sind noch original aus dem Jahr 1893, auf ihnen wurde seither mehrfach an- und umgebaut. Diese Strukturen werden dem heutigen Besuchsaufkommen nicht mehr gerecht, verzeichnet das Stanserhorn doch seit der Eröffnung der CabriO-Luftseilbahn 60% mehr Gäste.
Wie dieser Umbau im Detail aussehen wird, steht noch nicht fest. Klar ist jedoch, auch für den Umbau Bergstation steht der Nachhaltigkeitsaspekt im Fokus und ist Teil der Auflagen an die offerierenden Architekturbüros. Das Gebäude soll besser isoliert und damit energiesparender werden, und Autonomie ist ein wichtiges Ziel für die gesamten Anlagen auf dem Gipfel – sowohl für die Energie als auch für den Wasserbedarf.